Nadja Ullmann’s Künstleratelier ist Arbeitsraum, Galerie und Laden zugleich. Das ehemalige Ladenlokal „atelieroffen“ im Zürcher Kreis 5 ist ein unabhängiger Kunstraum, der Passanten dazu einlädt, einzutreten, zu verweilen, sich mit der Künstlerin zu unterhalten oder sich ganz einfach inspirieren zu lassen.
Nadja Ullmann’s „atelieroffen“ strahlt Intensität, Kreativität und Prozesshaftes aus. Das hat die Tänzerin Sereina Duveen angezogen. Sie lebt im Quartier und hat im letzten Herbst aus reiner Neugierde mal bei der bildenden Künstlerin Nadja Ullman reingeschaut. Daraus ergeben hat sich ein intensives Gespräch über Kunst und deren Ausdrucksformen und der Anfang eines gemeinsamen Projektes.
Seither lädt Nadja Ullmann Seraina Duveen einmal pro Woche in ihr Atelier ein. Nadja Ullmann geht ihrer Arbeit nach, während Duveen tanzt und Besucher gehen weitherin im „atelieroffen“ ein- und aus. Von Anfang an hat Nadja Ullmann die Tänzerin in ihrem Atelier fotografiert. Die Fotografien benutzte sie als Vorlagen für ihre Zeichnungen. Unzählige Zeichnungen sind daraus entstanden. Mit der Zeit gelang es ihr, zu abstrahieren und schliesslich den Tanz auf wenige Linien zu reduzieren. Einige der Zeichnungen verbindet sie mit Fotografien der Tänzerin. Durch Überlagerungen durchbricht Ullmann das Zweidimensionale des Bildes und eröffnet neue Bildwelten.
Mit Grenzen und deren Auflösung beschäftigt sich auch Seraina Duveen. In ihrer Tanz Performance, zwängt sie sich beispielsweise in ein Sideboard, das Nadja Ullmann im Atelier zur Aufbewahrung von Leinwänden benützt. Duveen wird zum „Bild“ bis sie anfängt sich aus der Hülle rauszuschälen und unrhythmisch und chaotisch wird, als ob sie alle Spannungen und Lasten abschütteln wollte. Seraina Duveen geht spielerisch mit dem offensichtlich begrenzten Raum des „atelieroffen“ um, indem sie Raum und Freiraum, Materie und Energie thematisiert und das gegenseitige Wechselspiel auslotst.
Raum und Zeit scheinen sich im Zusammenwirken der bildenden und der darstellenden Künstlerinnen zuweilen vollständig aufzulösen. Dank der Fähigkeit beider Künstlerinnen innezuhalten und den Moment wahrzunehmen, entsteht ein beachtliches Kraftfeld: Ullmann und Duveen haben sich „frei gemacht“. Ihre Umsetzung benötigt wiederum Distanz, Reflexion, was sich schliesslich in einer Schichtung von Diskurs und Handeln resultiert. Das „atelieroffen“ bietet den idealen (Frei)Raum dafür.